Weiße Rebsorten
Weißweinland Rheinhessen. Wer an Rheinhessen denkt, verbindet mit dem
»Land der tausend Hügel« sicherlich zuerst die fruchtigen spritzigen Weißweine. Das hat
auch seine Berechtigung, bedenkt man, dass 2/3 der Rebfläche mit Weißweinsorten bepflanzt ist. Die Sortenvielfalt
Rheinhessens ist ungeschlagen und jeder Weinfreund findet hier den richtigen Wein für seinen Geschmack. Auf den folgenden
Seite erfährt man mehr über die Klassiker Riesling, Silvaner & Co und lernt auch die »Exoten« unter den Weißweinen
Rheinhessens kennen, die teilweise sogar in Rheinhessen gezüchtet wurden.
Bacchus
Bacchus oder Dionysos ist eine weiße Rebsorte, die als eine Kreuzung von (Silvaner x Riesling) und Müller-Thurgau gilt. Sie wurde von Peter Morio und B. Husfeld am Institut für Rebenzüchtung Geilweilerhof im Jahre
1933 gezüchtet. IhreZulassungin Deutschland erfolgte im Jahr 1962. Die Rebsorte wird vor allem in Deutschland und in
England angebaut. Bacchus verdankt ihre Popularität unter Winzern besonders der Tatsache, dass sie, im Gegensatz zum Riesling, eine frühreifende Rebsorte ist,
die sehr hohe Reifegrade erreich und deshalb auch in Lagen angebaut werden kann, die für den Riesling weitgehend ungeeignet sind.
Geschmack: fruchtiges, dezentes Muskatbukett
Empfehlung: Bacchus paßt aufgrund seines betonten Buketts eher zu der kräftigen Küche.
Gebratenes Schweinefleisch oder Schinken sind ebenso gute Partner wie Handkäs
Grauer Burgunder
In der letzten Zeit kann der Grauburgunder einen starken Zugang verzeichnen.
Der Kaufmann Johann Ruland, nachdem der Grauburgunder (auch Ruländer, heute noch bei lieblichen Wein) benannt wurde, entdeckte
die Rebe in seinemGarten und vermehrte sie. Verwandt ist sie mit Weißem Burgunder und auch mit dem Blauen
Burgunder. Wie der Name schon andeutet soll ihr Ursprung in der Region Burgund liegen.
Geschmack: kräftige, ausdrucksvolle Weine mit intensivem Bukett, mild bis feinrassig
Empfehlung: So kräftig wie sein Geschmack sollten auch die Speisen sein
Huxelrebe
Die Huxelrebe ist fast ausschließlich in Deutschland beheimatet.Ihren
Namen verdankt sie dem Westhofener Winzer Fritz Huxel, der sie als erster
umfangreich anbaute. Die Huxelrebe ist eine Kreuzung aus:
Elbling x Courtillier Musqué und wurde 1927 gezüchtet.
Geschmack: elegante Weine mit fruchtigem Bukett,
meist im süßen Prädikatsbereich zu finden.
Empfehlung: Im süßen Bereich eignet sich eine Huxelrebe
sehr gut zu Desserts. Blauschimmelkäse
begeistert ebenfalls zu einer lieblichen Huxelrebe
Kerner
Kerner zählt zu den Neuzüchtungen. Sie wurde von OLR August Herold im Jahr 1929 gezüchtet. Sie ist eine Kreuzung aus Trollinger x Riesling und erhielt 1968 ihren Namen von dem Dichter und Oberamtsarzt Justinus Kerner (1786-1862).
Geschmack: frische rassige Weine mit dezentem Bukett.
Empfehlung: Kräftige Fleischgerichte wie gebratenes Lamm- und Kalbfleisch auch
geräucherte Fische eignen sich zu einem Glas Kerner
Müller-Thurgau (Rivaner)
Die Müller-Thurgaurebe ist eine der meist angebauten Rebsorten in Deutschland. Die Rebe ist benannt nach Prof. Dr. Hermann Müller, einem Schweizer aus dem Kanton
Thurgau. Er züchtete sie an der Forschungsanstalt Geisenheim im Jahre 1882. Nach neueren Erkenntnissen ist die Müller-Thurgaurebe keine Kreuzung aus Riesling x Silvaner (neuere Bezeichnung auch
Rivaner) sondern Riesling x Madeleine Royale.
Geschmack: leichte, blumige Weine mit dezentem Bukett und verhaltener Säure.
Die Weine werden meist trocken bis halbtrocken oder feinherb
ausge
Empfehlung: Dieser Wein ist ein idealer Speisebegleiter. Er paßt zu leichten Schweine- und
Rindfleischgerichten genauso wie zu allen Variationen mit Fisch
Ortega
Diese sehr frühreife Rebe wurde 1971 an der Bayrischen
Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau in Würzburg,
aus Müller-Thurgau x Siegerrebe, gezüchtet. Sie ist nach dem spanischen
Philosophen José Ortega y Gasset (1833-1955) benannt. Die Ortega Rebe
bringt qualitativ hochstehende Weine, die meist edelsüß ausgebaut werden.
Geschmack: feines pfirsichartiges Bukett mit milder Säure,
nachhaltige, feinfruchtige Weine
Empfehlung: Edelsüß ausgebaut ist er ein idealer Dessertwein.
Riesling
Die Rieslingrebe ist wohl eine der ältesten Rebsorten in unseren Breitengraden.
Über Herkunft und Ursprung ihres Namens können keine zuverlässigen Angaben
gemacht werden Riesling ist eine der wertvollsten Sorten, aus der
hervorragende Weine reifen.
Geschmack: leichte bis gehaltvolle Weine mit viel Spiel und
Rasse, Frucht an Pfirsich erinnernd
Empfehlung: In der Abstimmung mit Wein und Speisen kann man mit Riesling
nichts falsch machen. Die Liste beginnt mit Fisch,
geht über Kalbfleisch,
gekochtes Rindfleisch, gebratenes Schweinefleisch, und endet bei kräftigen
Käsesorten wie Appenzeller, Tilsiter und auch Weichkäsen
Scheurebe
Die wohl erfolgreichste Neuzüchtung neben dem Müller-Thurgau ist die Scheurebe.
Georg Scheu, dem sie auch ihren Namen verdankt, hat sie im Jahre 1916
an der Landesanstalt für Rebenzüchtung in Alzey gezüchtet. Anfangs hatte sie den
Namen Sämling 88 (S 88). Scheurebe ist eine Kreuzung aus Riesling x Bukettraube.
Geschmack: feines sehr aromatisches Bukett, oft an
Schwarze Johannisbeere erinnernd, pikante lebendige Säure
Empfehlung: Scheurebe schmeckt am besten zu gekochten Fleischgerichten mit kräftigen
Soßen. Zu Blut- und Leberwurst, Lauchtorte oder sogar Zwiebelkuchen paßt
eine halbtrockne Scheurebe sehr gut.
Silvaner
Der Silvaner war einst die wichtigste Rebe Deutschland und ist immer noch eine der
meistangebauten Sorten. Wie auch schon beim Riesling ist die Herkunft dieser alten Rebe ungeklärt. Synonyme sind auch Franken und Österreicher, woraus man eine
Einwanderung aus dieser Richtung schließen könnte.
Geschmack: neutrale milde Weine. Dezentes Bukett, milde Säure
Empfehlung: Die Silvanerweine passen ideal zur leichten Küche
Er schmeckt zu allem was an Nahrung unter der
Erdoberfläche wächst.
Der Klassiker zum Spargel.
Weißer Burgunder
Der Weiße Burgnder ist aus einer Mutation aus dem Ruländer entstanden. Urkundlich läßt er sich bis ins 16. Jh. zurückverfolgen. Die Sorte ist besonders für den
trocknen Ausbau geeignet.
Burgunder Weine können zu allen Tageszeiten und zu jeder Gelegenheit getrunken werden.
Geschmack: Die Weine sind fein aromatisch, vollmundig, fruchtig und extraktreich und
zeigen oft ein feines Bukett.
Empfehlung: Er passt sehr gut zu Meeresfrüchten, Kalb- und Schweinefleisch aber auch zu
Fisch und Geflügel
Ein Drittel Rheinhessens ist Rot
Allein im letzten Jahrzehnt hat sich die Rotweinfläche in Rheinhessen verdoppelt. Nun ist etwa ein Drittel des größten deutschen Anbaugebietes mit roten Rebsorten
bepflanzt.
Die am meisten verbreiteten Roten in Rheinhessen sind nach wie vor Portugieser, Spätburgunder und der stark gewachsene Dornfelder. Aber auch andere rote
Rebsorten
wie die pilztolerante Sorte Regent, der St. Laurent oder Frühburgunder tragen nicht unwesentlich zu diesem Rotweinboom bei. Es gibt jede Menge Neues zu entdecken
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probieren Sie es aus ...
Acolon
Diese sehr junge Sorte hat ihre Herkunft ebenfalls aus der SLVA Weinsberg. Sie ist eine Kreuzung aus Blauer Limberger x Dornfelder aus dem Jahr 1971. 2002 erhielt
sie Sortenschutz und die Eintragung in die Sortenliste beim Bundessortenamt.
Geschmack: hohe Farbintensität mit dezenter Gerbstoffnote,
feine Fruchtaromen.
Empfehlung: guter Begleiter zu Wildgerichten sowie zu Gänse- oder Entenbraten mit Rotkohl
oder zum Rinderbraten in feiner
Acolon Sauce.
Cabernet Dorsa
Die Herkunft entspricht der Acolonrebe. Cabernet Dorsa ist eine Kreuzung aus Dornfelder x Cabernet Sauvignon aus dem Jahr 1971.
Geschmack: farbintensive körperreiche Rotweine mit feiner Würze.
Empfehlung: Rumpsteak mit Kräuterbutter oder ein Lammfilet/- braten mit Rosmarin, auch
die kräftige mediterrane Küche passt gut dazu
Dornfelder
Wie auch schon die Sorte Kerner wurde die Dornfelderrebe von OLR August Herold im Jahr 1955 gezüchtet. Die noch junge Sorte, Kreuzung aus Helfensteiner x Heroldrebe,
hat ihre Herkunft an der Staatl. Lehr- und Versuchsanstalt für Wein- und Obstbau in Weinsberg. Ihr Name geht auf den Kameralverwalter I. Dornfeld zurück, welcher die Gründung einer
Weinbauschule in Württemberg anregte.
Geschmack: tiefroter Wein mit kräftigem Bukett, tanninreich und gehaltvoll
Empfehlung: Zu einem kurzgebratenem Roastbeef oder in der Pfanne zubereitetem
Rindfleisch mit einer würzig gehaltvollen Soße. Auf der Käseplatte findet er im
Roquefort einen guten Partner
Portugieser
Die Regionen Rheinhessen und Pfalz stellen die größte Anbaufläche für Portugieser. Der Portugieser kam vermutlich von Portugal oder Spanien über Österreich zu
uns. An der
Verbreitung in Deutschland war Johann Philipp Bronner (1792-1864) maßgeblich beteiligt.
Geschmack: hellrote, leichte, feinfruchtige Weine
Empfehlung: Als Rotwein mundet er hervorragend zur leichten Küche. Zu gebratenem
Kalbfleisch oder zu gebratener Ente und Hähnchen harmoniert ein trocken bis
halbtrocken ausgebauter Portugieser sehr gut. Als Weißherbst ist er ein
idealer Sommerbegleiter der sich
zu Erdbeerspeisen anbietet
Spätburgunder
seit 2019 neu in unserem Sortiment
Der Anbau dieser Sorte kann bis in das 4. Jahrhundert zurückverfolgt werden. Portugieser
Der Spätburgunder nimmt unter den Rotweinsorten die oberste Qualitätsstufe ein. 881
soll
die Rebe aus Burgund in die Kaiserpfalz nach Bodmann am Bodensee
gebracht worden sein. 1318 wurde sie in einer Urkunde des Klosters Salem
erwähnt.
Geschmack: vollmundig, samtig, feines Mandelaroma, Duft nach roten Früchten körperreich und
alkoholreich
Empfehlung: zu Braten, Wild oder auch Käseplatte
Quelle: Taschenbuch der Rebsorten: Heinz Lott, Franz Pfaff,
Rheinhessenwein
Bilder: Andrea Christ